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Pille danach: Diskussionen halten an

Einigkeit auf politischer Ebene gibt es selten und oft werden Diskussionen bis in den Sankt Nimmerleinstag geführt. Egal ob Entscheidungen längst überfällig sind oder ein aktueller Bedarf ansteht. So begab es sich auch vor rund zwei Wochen im Bundestag, bei einer Debatte um die Aufhebung der Rezeptpflicht zur „Pille danach“.

Tabletten © weisserstier / Flickr

Altertümliche Moralvorstellung oder politische Lobby?

Vorherrschend war eine Uneinigkeit mit hohem Wiedererkennungswert. Zuletzt wurde man vor einem Jahr auf unangenehme Weise mit dem Thema konfrontiert. Einer Frau verweigerte man nach einer Vergewaltigung in einem katholischen Krankenhaus die Verabreichung der „Pille danach“ (Handelsname PiDaNa) mit dem Wirkstoff Levonorgestrel. Einen ausführlichen Bericht darüber kann man auch unter zeit.de einsehen.

Stimmen wurden laut und Kardinal Meißner schlussfolgerte letztendlich, dass eine Vergewaltigung eine ethisch vertretbare Voraussetzung darstellt, um die „Pille danach“ zu verabreichen. Ein kleiner Fortschritt, der besonders unter den Ärzten katholischer Kliniken Anerkennung findet, denn bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Einsatz der „Pille danach“ gänzlich verweigert. Unter diesem Dogma gerieten die Ärzte immer wieder in Gewissenskonflikte.

Wie versteht sich aber nun der Entschluss, in CDU Reihen einer Aufhebung der Rezeptpflicht nicht zuzustimmen. Ist es tatsächlich ideologisch-religiös zu begründen? Angesichts des Sachverhaltes, dass sich der Staat zur religiösen Neutralität verpflichtet hat, ist der Widerstand aus CDU Reihen nicht nachzuvollziehen.

Trotz Expertenempfehlung bleibt eine Freigabe aus

Bereits 2003 stand die Freigabe der „Pille danach“ im Fokus der Diskussionen und wurde aus Fachkreisen empfohlen. Auch in diesem Jahr waren Pharmakologen, Pharmazeuten und Mediziner im Gremium vertreten. Ein mehrheitliches Votum zur Freigabe des Präparates konnte im Sitzungsprotokoll verzeichnet werden.

Scheinbar sind dennoch genügend Argumente vorhanden, welche von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe vorgetragen werden. Die „Pille danach“ wird als hochwirksames Hormonpräparat beschrieben und ist somit kein reguläres Verhütungsmittel. Eine grundsätzliche Beratung bei der Verwendung ist notwendig.

Zusätzlich dazu beitragen könnte die Auffassung der katholischen Kirche, dass das Präparat auf die befruchtete Eizelle wirkt und so ein Einnisten in die Gebärmutterschleimhaut verhindert. Allerdings beruht diese Erkenntnis nicht auf wissenschaftlichen Nachweisen.

Die „Pille danach“ – Ein umstrittenes Präparat

Aus den Reihen der Grünen, Linken und der SPD erfolgt zur Freigabe Zustimmung und Lob. CDU und Kirche präsentieren sich wortkarg. Die Deutsche Bischofskonferenz und die evangelische Kirche enthalten sich der Stimme. Pro Familia appelliert an Vernunftsdenken und begrüßt eine Aufhebung der Rezeptpflicht.

Auch wenn das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte nach einer Sitzung des Sachverständigenausschusses einer Aufhebung zustimmt, wirkt alles sehr verschwommen. Zweifel traten auf, wer überhaupt Mitglied des Ausschusses war, über Sitzungsverlauf und Abstimmung. Das Wort Vertraulichkeit fällt und so werden Einzelheiten nicht benannt.

Hinkt Deutschland hinterher?

In 28 europäischen Ländern existieren seit über 12 Jahren Erfahrungswerte und wissenschaftliche Erkenntnisse im Rahmen einer rezeptfreien Anwendung. Polen, Italien und Deutschland gesellen sich nicht dazu und beharren auf einer fortführenden Rezeptpflichtigkeit ungeachtet der Erkenntnisse.

Es ist nachweisbar:

  • Die „Pille danach“ mit dem Wirkstoff Levonorgestrel ist medizinisch unbedenklich.
  • Es ist zu keinem anderen Verhütungsverhalten gekommen.
  • Keine Zunahme von riskantem Sexualverhalten.
  • Effektive Wirkung, da die Wirkstoffe des Präparates vergleichbar sind mit der einer herkömmlichen Pille, nur die Konzentration ist höher.
  • Sichere Anwendung ist gewährleistet und es handelt sich um keine Abtreibungspille.
  • Lediglich verhindert oder verzögert wird der Eisprung. Auf die Befruchtung der Eizelle wird kein Einfluss genommen.

Trotzdem bleibt es eine Diskussion mit kontroversen Inhalten, in der die Selbstbestimmung der Frauen wenig Beachtung findet.